Es sei richtig und wichtig, dass der legale Handel wie der Schmuggel von exotischen und Wildtieren, deren Haltung und „Nutzung“ thematisiert wird, betont Helmut Scholz in seiner Grußbotschaft. Auf die Tagesordnung müssten ebenso der Elefantenhandel und -abschuss sowie die Fragen nach KonsumentInnen und Profiteuren. Dies müsse im Kontext der konkreten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen in den Ländern, aus denen „bush-meat“gehandelt wird, diskutiert und mit entsprechenden Schlussfolgerungen für politisches Handeln in der EU, in der Zusammenarbeit mit Drittländern und im internationalen Rahmen verbunden werden.
Nur wenige Themen sind in den letzten Jahren so stark ins öffentliche Bewusstsein gerückt wie jenes des Tierschutzes. Wurden Aspekte der vernünftigen Tierhaltung und -zucht, der Gesundheit von Nutztieren und ihres Transports vor allem von Landwirten und bäuerlichen Unternehmen diskutiert oder fanden Debatten über den Schutz, den legalen wie illegalen Handel und die artgerechten Haltung von exotischen und Wildtieren hinter den Mauern von Zoos und unter Experten und Liebhabern statt: Heute wird der Diskurs in breiten Bevölkerungskreisen geführt.
Dies hat sowohl mit den damit verbundenen ethischen Fragen zu tun wie mit der Tatsache, dass die Frage eines nachhaltigen Tierschutzes auch andere zentrale Bereiche des modernen gesellschaftlichen Lebens berührt. Die Ernährungssicherheit in Süd und Nord, in Ost und West, der Erhalt der Natur und eine ausgewogene landwirtschaftliche Entwicklung, die Gesundheit von Mensch und Tier sowie der Schutz und Erhalt der natürlichen Artenvielfalt sind nur einige Punkte. Wir alle möchten, dass nicht nur unsere Kinder und Enkel den Reichtum der Tier- und Pflanzenwelt kennenlernen und erleben können, vielmehr ist dieser unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen zukunftsoffenen Existenz unserer Erde.
Die Europäische Union hat in der jüngeren Vergangenheit eine Reihe von wichtigen Maßnahmen zum Tierschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt nicht nur in Europa auf den Weg gebracht. So schreibt der EU-Vertrag von Lissabon fest, dass „die Union und die Mitgliedstaaten den Erfordernissen des Wohlergehens der Tiere als fühlende Wesen in vollem Umfang Rechnung“ tragen sollen. Die auf europäischer Ebene definierten Anforderungen zur Haltung und zum Transport von Nutztieren sind Weichenstellungen in Richtung eines Umgangs mit Tieren, der die Vermeidung von Tierleid sowie die ökologische Seite berücksichtigt. Anknüpfend an vorausgegangene Programme habe die Europäischen Institutionen eine „Strategie der EU für den Schutz und das Wohlergehen von Tieren 2012-2015“ vorgelegt. Auch beim Handel, der Haltung und Nutzung von exotischen und Wildtieren ist die Gemeinschaft wichtige Schritte gegangen. Dazu gehören die Richtlinie für Zootiere und die Forderung, auf den Einsatz von exotischen und Wildtieren in Zirkussen zu verzichten.
Wir alle wissen jedoch, dass ein Großteil dieser Initiativen nur auf dem Papier steht und Papier viel zu oft geduldig ist. Die Realität in den Mitgliedsstaaten sieht oft unter der Oberfläche ganz anders aus... Auch in Deutschland ist beispielsweise der Schutz von Tieren in Zoos und Zirkussen – trotz verschiedener Vorstöße – noch immer nur in kleinen Bereichen umgesetzt.
Es ist daher richtig und wichtig, dass diese Hearing den legalen Handels wie den Schmuggel mit exotischen und Wildtieren, deren Haltung und „Nutzung“ thematisiert. Ich wünsche deshalb, dass in den Debatten Elefantenhandel und -abschuss etc. genauso thematisiert wird wie die Fragen nach KonsumentInnen und Profiteuren. Und dies sollte im Kontext der konkreten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen in den Ländern, aus denen „bush-meat“ gehandelt wird, diskutiert und mit entsprechenden Schlussfolgerungen für politisches Handeln hier in der EU, in der Zusammenarbeit mit Drittländern und im internationalen Rahmen verbunden werden.
Nur durch deutlichen Druck wird es zu einer Politik kommen können, die einen tatsächlichen Tierschutz mit durchsetzbaren Maßnahmen ermöglicht. Ich wünsche dem Hearing in diesem Sinne viel Erfolg und setze darauf, dass wir unsere Bemühungen in dieser Richtung in der Zukunft noch verstärken werden.
Helmut Scholz, MdEP (GUE/NGL)